Zahl der Straftaten in Bremerhaven ist gesunken

Der Direktor der Ortspolizeibehörde Bremerhaven, Harry Götze, und der Leiter der Kriminalpolizei, Jörg Seedorf, haben heute die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2021 für Bremerhaven vorgestellt. Insgesamt wurden 12.355 Straftaten im Jahr 2021 angezeigt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Reduzierung von 7,1 Prozent. Im Gleichklang ist damit auch ein Rückgang von 7 Prozent auf 10.880 bei der Häufigkeitszahl (Straftaten pro 100.000 Einwohner) festzustellen. Die Aufklärungsquote steigt auf 50 Prozent und liegt damit erstmals seit 2018 nicht mehr unter dieser Marke. Für 2021 war erfreulicherweise kein vollendetes Tötungsdelikt zu verzeichnen.

Harry Götze führt dazu aus, dass er sich über diese positive Gesamtentwicklung freue. Allerdings müsse man auch feststellen, dass bei besonders sensiblen Deliktsfeldern wie der häuslichen Gewalt und der Kinderpornografie ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen festzustellen sei. „Es handelt sich dabei durchgängig um Sachverhalte, bei denen die Opfer in ihrer körperlichen und seelischen Gesundheit sehr stark verletzt und somit auch in der Zukunft massiv belastet sein werden."

Die Anzahl der Delikte, die der Kinderpornografie zuzurechnen sind, ist im vergangenen Jahr von 34 auf 69 gestiegen. Jörg Seedorf betont, dass es sich dabei um einen sehr belastenden Bereich der polizeilichen Ermittlungstätigkeit handelt, die auch die eingesetzten Beamten zunehmend betroffener macht. Hauptauslöser für diesen Anstieg sind die Aufarbeitung und Weiterleitung von Fällen durch das BKA, die Einleitung zahlreicher Verfahren nach Informationsweitergabe durch das NCMEC (National Centre for Missing and Exploited Children) sowie das zum Teil unreflektierte Versenden und Teilen von entsprechendem Bildmaterial auch von Kindern und Jugendlichen selbst in den sozialen Netzwerken. Die Zunahme der Fallzahlen hat Auswirkungen auf die Gesamtzahl der 2021 registrierten Sexualdelikte, die um 34,6 Prozent gestiegen ist. Jörg Seedorf führt dazu aus: „Vor dem Hintergrund des damit verbundenen persönlichen Schicksals der Opfer ist die hohe Aufklärungsquote von 97 Prozent bei der Kinderpornografie und die Überführung der Täter als Ergebnis der umfangreichen und intensiven polizeilichen Ermittlungen nur ein sehr schwacher Trost."

Bei der Häuslichen Gewalt ist seit 2018 ein kontinuierlicher Anstieg festzustellen. Allein im vergangenen Jahr wurden 571 Fälle registriert und damit 84 mehr als in 2020. Die Gründe dafür sind nur zum Teil in der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Minimierung persönlicher Kontakte zu verorten. Daneben führen auch die erweiterte Definition der häuslichen Gewalt (Gewalt zwischen Ex-Partnern, keine gemeinsame Wohnung notwendig, Ergänzung wirtschaftliche Gewalt), die Umsetzung der Maßnahmen aus der Istanbul Konvention sowie die zunehmende Sensibilisierung der Gesellschaft für das Thema durch Präventionskampagnen zu einer Steigerung der Fallzahlen. Der Direktor der Ortspolizeibehörde führt dazu aus: „Durch die Vielzahl der Maßnahmen gelingt es mehr und mehr das Thema aus dem privaten Umfeld der Betroffenen in die Mitte der Gesellschaft zu rücken und damit auch das Anzeigeverhalten von Nachbarn, Familienangehörigen oder anderen Kontaktpersonen zu fördern. Gewalt im häuslichen Umfeld geht uns alle an und darf kein Tabuthema sein."

Die Anzahl der registrierten Fälle der Gewaltkriminalität bewegt sich mit 540 Delikten auf einem ähnlichen Niveau wie 2020 (523 Fälle). Dabei sind die Tötungsdelikte um 40 Prozent zurückgegangen. Insgesamt wurden 2021 fünf versuchte Totschläge und ein versuchter Mord registriert. Die Aufklärungsquote beträgt hier 100 Prozent.

Die Anzahl der Diebstähle im besonders schweren Fall ist im Vergleich zum Vorjahr um 9,8 Prozent gesunken, befindet sich mit insgesamt 2.913 Straftaten jedoch noch deutlich über dem Niveau von 2019. Dazu ergänzt Harry Götze: „Trotz der abnehmenden Tendenz können wir mit der Gesamtentwicklung nicht zufrieden sein, denn gerade beim Wohnungseinbruchdiebstahl und beim Einbruchdiebstahl in / aus Boden- und Kellerräumen haben wir einen Anstieg zu verzeichnen." Im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls wurden insgesamt 291 Straftaten (252 in 2020) verzeichnet. Der Anteil der versuchten Einbrüche ist auf 37,5 Prozent gestiegen. Dabei werden, im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, vermehrt Mehrfamilienhäuser von den Tätern angegangen. Die Anzahl der Einbruchsdiebstähle aus Boden- und Kellerräumen ist um 15,3 Prozent auf 928 Delikte gestiegen. Harry Götze führt dazu weiter aus, dass die Polizei Bremerhaven im vergangenen Jahr umfangreiche Maßnahmen im Bereich des Einsatzdienstes und der Ermittlungstätigkeiten ergriffen hat. Die überführten Täter waren für eine hohe Anzahl der registrierten Taten verantwortlich. Einen direkten Einfluss der Pandemie könne man als Ursache für die Delikte nicht ausschließen. Jörg Seedorf ergänzt dazu: „Als ein Ergebnis der Ermittlungen ist festzustellen, dass der überwiegende Anteil der Delikte der Beschaffungskriminalität zuzuordnen waren und die bekannten Täter günstige Gelegenheiten ausgenutzt haben. Eine Spezialisierung auf bestimmte Objekte wie Wohnungen, Keller oder auch Geschäftsgebäude sowie eine Beurteilung des Entdeckungsrisikos konnten bei den überführten Tätern nicht festgestellt werden."

Eine Zunahme der Fallzahlen ist im Bereich der Rauschgiftkriminalität zu verzeichnen. Hier stieg die Anzahl der registrierten Delikte auf 510 an, somit um 8,5 Prozent. Jörg Seedorf sieht hier einen engen Zusammenhang mit den umfangreichen polizeilichen Maßnahmen der vergangenen Monate. „Bei der Rauschgiftkriminalität handelt es sich um ein Kontrolldelikt. Durch die vielen Maßnahmen der Polizei Bremerhaven im Bereich des Hafens, die unter anderem in enger Zusammenarbeit mit dem Zollfahndungsamt Hamburg stattfinden, ist es gelungen, das Hellfeld zu vergrößern." Er führt weiter aus, dass man darüber hinaus viele Delikte der Betäubungsmittelkriminalität im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr oder bei sonstigen Straftaten auch außerhalb des Hafengebietes festgestellt und verfolgt habe.

Harry Götze blickt kritisch auf die Entwicklung der Fallzahlen bei Gewalt gegen Polizeibeamte. Obwohl hier insgesamt ein Rückgang um 14,2 Prozent zu verzeichnen ist, betont der Direktor der Ortspolizeibehörde, dass dennoch zu vielen Taten zu verzeichnen seien. Von den 91 registrierten Delikten entfallen 63 auf Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen, in 16 Fällen wurde ein tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen dokumentiert. Der Direktor der Ortspolizeibehörde führt dazu aus, dass die positiven Entwicklungen unter anderem durch die umfangreichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beeinflusst waren, da die Möglichkeiten für einen gemeinschaftlichen Alkoholkonsum und daraus resultierende Konflikte deutlich eingeschränkt waren. „Möglicherweise spielt auch die Ausstattung des Einsatzdienstes mit dem DEIG (Distanzelektroimpulsgeräte / Taser) eine Rolle, da dieser beim Gegenüber eine abschreckende Wirkung erzeugt und im direkten Kontakt deutlich zur Minimierung der Aggressionen gegenüber den einschreitenden Beamten beiträgt. Wir werden die Entwicklungen aufmerksam beobachten," so Harry Götze weiter.

Weitere Aussagen zur Polizeilichen Kriminalstatistik für 2021:

Mit 42,7 Prozent haben die Diebstahlsdelikte den größten Anteil an der Gesamtkriminalität in der Stadt Bremerhaven. Ihnen folgen mit weitem Abstand Betrugsdelikte (12,3 Prozent) und Sachbeschädigungen (10,9 Prozent).

Der Fahrraddiebstahl ist um 43,5 Prozent zurückgegangen. Ursächlich dafür sind unter anderem die Folgewirkungen der umfangreichen polizeilichen Maßnahmen aus dem Vorjahr, die verstärkte Aufklärung und bessere Sicherungsmaßnahmen.

Der Diebstahl von Kraftwagen sank 2021 um 37,1 Prozent. Dieser Trend ist auch beim Schweren Diebstahl in / aus Kfz festzustellen. Dort sank die Zahl der angezeigten Delikte um 21,7 Prozent.

Insgesamt konnten von der Polizei 3.924 Tatverdächtige ermittelt werden. Davon waren 23,2 Prozent weiblich.

Brandstiftungen verzeichnen ebenfalls signifikante Rückgänge um 35,5 Prozent. Die Gründe liegen unter anderem in der Überführung von drei Tatverdächtigen, die jeder für mehrere Delikte verantwortlich waren.

Die Anzahl der Raubdelikte ist um 22,8 Prozent gestiegen. Es handelt sich dabei jedoch immer noch um den zweitniedrigsten Wert seit 2016. Die Aufklärungsquote beträgt 58,9 Prozent.

Der vermehrte Anstieg bei den Betrugsdelikten aus dem Vorjahr (36,6 Prozent) konnte umgekehrt werden. Der Rückgang um 16,1 Prozent auf 1.522 Fälle ist signifikant, die Fallzahlen liegen jedoch immer noch oberhalb des Niveaus der Vor-Pandemie. Der Rückgang ist unter anderem auf die Nutzung sichererer Zahlungsdienste, einer erhöhten Sensibilität mit bestellten Waren im Internet sowie einem höheren Sicherheitsstandard bei Online-Kaufhäusern zurückzuführen.

Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten zum Nachteil älterer Menschen bewegt sich mit 267 Taten auf einem ähnlichen Niveau wie 2020 (276 Taten). Allerdings muss man hier mit 90 Fällen (53 in 2020) einen Anstieg bei den vollendeten Delikten feststellen, der unter anderem auf neue Modi Operandi der Täter zurückführen ist. Auch die Ausnutzung einer zunehmenden Vereinsamung der Opfer durch die Pandemie und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen tragen zu dieser Entwicklung bei.

Die Anzahl der Delikte, die der Straßenkriminalität zuzuordnen sind, ist um 23,6 Prozent auf 2.038 (2.667 in 2020) zurückgegangen.

Die detaillierte Darstellung der Zahlen finden Sie hier: Link

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