Sonderkommission "BAO Feuer" der Polizei sehr erfolgreich
Seit 2017 beschäftigte eine Vielzahl von Branddelikten und –serien die Polizei Bremerhaven. Aus diesem Grund wurde bereits schon im letzten Jahr eine Sonderkommission, die BAO Feuer, eingerichtet. Besondere Sorgen bereiteten nicht nur der Polizei die Brandlegungen in bewohnten und unbewohnten Häusern im Stadtteile Lehe sondern auch zahlreiche Brandstiftungen an Kraftfahrzeugen im Bremerhavener Süden, wobei die Feuer teilweise sogar auf bewohnte Einfamilienhäuser übergriffen. Nur glücklichen Umständen und dem schnellen Einsatz der Feuerwehr ist es zu verdanken, dass es in keinen Fällen zu Schwerverletzten oder gar Toten kam.
Obwohl bereits im letzten Jahr mehrere einzelne Ermittlungserfolge zu verzeichnen waren, blieben die Fallzahlen auf einem konstant hohen Niveau, stiegen zum Jahreswechsel sogar noch an.
Aus diesem Grund wurden im Frühjahr dieses Jahres die Anstrengungen der BAO Feuer weiter intensiviert und das mit diesem Problem beschäftigte Personal nochmals aufgestockt. In Spitzenzeiten waren über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dieser Aufgabe betraut.
Inzwischen kann die „BAO Feuer“ mehr als 50 Taten aus den Jahren 2017, 2018 und 2019 einer Reihe von ermittelten Tatverdächtigen zuordnen. Allein auf das Konto von vier Tatverdächtigen gehen rund dreiviertel aller ermittelten Brandlegungen. Gegen alle vier Männer wurde Untersuchungshaft angeordnet.
Bereits im März kam es zur Festnahme eines inzwischen 28-Jährigen, der beschuldigt wird, zwischen 2017 und 2019 in vier Häusern in Lehe Brände gelegt zu haben, in denen er jeweils selbst wohnte. Betroffen waren Häuser in der Gnesener Straße, Gorch-Fock-Straße, Jahnstraße und Surfeldstraße. Gegen den 28-Jährigen wurde inzwischen Anklage erhoben.
Ein mittlerweile 19-Jähriger muss sich für acht Brände verantworten, die ihm zur Last gelegt werden. Darunter befinden sich sechs Müll- und Altkleidercontainer, ein in Brand gesetztes Kleinkraftrad und ein Parzellenbrand in der Clausewitzstraße. Auch gegen den 19-Jährigen wurde bereits Anklage erhoben.
Ein 22 Jahre alter Mann, der Ende Mai festgenommen werden konnte, soll seit September 2017 insgesamt sechs Brände in Parzellen und sieben in Wohngebäuden gelegt haben. Betroffen waren Wohngebäude in der Stresemannstraße, Am Wischacker, Nordstraße, Friedhofstraße, Stedinger Straße, Wasserweg und in der Hafenstraße. Die Ermittlungen dauern jedoch noch an.
Zuletzt konnte Mitte Juni ein 37 Jahre alter Mann aus Wulsdorf bei dem Versuch, einen PKW in Brand zu setzten, durch die Polizei beobachtet und festgenommen werden. Ihm wird nunmehr vorgeworfen, insgesamt 13 Kraftfahrzeuge im Bereich Wulsdorf angezündet zu haben. Darunter war ein Wohnmobil-Brand in der Blumenthaler Straße. Auch in dieser Sache sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.
Des Weiteren konnte bei mehreren Brandlegungen im Norden der Stadt ein Tatverdacht gegen Mitglieder einer Leherheide Jugendgruppe begründet werden.
Die Motive der Täter waren so unterschiedlich wie die Täter selbst. In einigen Fällen erfolgten die Brandlegungen auch fahrlässig, z. B. durch fahrlässigen Umgang mit Rauchwaren, Unachtsamkeiten beim Grillen oder aber auch beim Abflammen von Unkraut.
Mit der „BAO Feuer“ hatte sich die Polizei organisatorisch und personell besonders auf die Lage eingestellt. 12 Polizeibeamte, inklusive eines Beamten der Polizei Bremen, kümmerten sich bisher ausschließlich um die Branddelikte. Sie untersuchten die jeweiligen Brandorte, nahmen in Teams die Ermittlungen auf und setzten sich intensiv mit den möglichen Tätergruppen auseinander. Dazu gehörten auch die Vernehmungen und die Suche nach Mittätern, Zeugen und Beweismitteln.
Über 30 Beamte waren zu unterschiedlichen Zeiten, an unterschiedlichen Orten sowohl in Uniform, als auch in Zivilkleidung an den neuralgischen Punkten im Stadtgebiet unterwegs. Mit zeitweise bis zu 20 Polizeibeamten wurden die Bremerhavener Ordnungshüter von ihren Kollegen der Bremer Polizei auf der Straße unterstützt. Sie schauten insbesondere, wo es auffällige Tatgelegenheiten gab und führten Personenkontrollen durch.
Unterstützung erhielten sie und die Ermittler dabei von ihren Kollegen der „Analyse- und Auswertungsstelle“ der Polizeien Bremerhaven und Bremen. Sie überprüften u. a., ob Zusammenhänge erkennbar waren, wo sich Brennpunkte entwickelten und arbeiteten Hinweise zu möglichen Tätern heraus.
Der erhöhte Personaleinsatz der Polizei in der „Besonderen Aufbauorganisation – Feuer“ (BAO Feuer) hat sich gelohnt und zu weiteren Ermittlungserfolgen geführt.
In den vergangenen Pressemitteilungen wurde bereits über erste Branddelikte berichtet, bei denen Tatverdächtige ermittelt werden konnten. Zudem wurden vielversprechende Ermittlungsansätze genannt, die zur Aufklärung einer Mehrzahl von weiteren Delikten mit Bezug zur BAO Feuer führen könnten. In diesem Zusammenhang verzeichneten die Beamten weitere Erfolge, wobei sich die Annahme der Polizei, dass sie es mit mehreren Tätern zu tun hatte, eindeutig bestätigte.
Aber nicht nur die Ermittlung von Straftätern hatte einen hohen Stellenwert bei der Bekämpfung des Deliktsphänomens, sondern auch vorbeugende Maßnahmen spielten eine wesentliche Rolle bei der polizeilichen Arbeit. Am 20. und 21. März 2019 waren 10 Polizeibeamte in 27 Straßen im Stadtgebiet unterwegs, um in 747 Häusern auf Missstände aufmerksam zu machen, die potentielle Täter nutzen könnten, um unentdeckt Brände zu legen. Das Ergebnis war für die Polizeibeamten ernüchternd: In 89 Fällen waren die Treppenhäuser mit Gegenständen zugestellt. In vier Fällen davon musste eine sofortige Anordnung ergehen, die Treppenhäuser sofort zu räumen. Nicht nur, dass die Schuhschränke, Kinderwagen Mülleimer und Fahrräder hätten angesteckt werden können, sie versperrten auch die im Brandfall lebenswichtigen Fluchtwege im Haus. Aber auch der freie Zugang zu den Hausfluren ist ein Problem. In 81 Fällen konnten die Polizeibeamten und Mitarbeiter des Bürger- und Ordnungsamtes ungehindert durch die Haustür das Treppenhaus betreten. Die Bewohner wurden deshalb darauf hingewiesen, die Haustüren stets geschlossen zu halten, aber das Schloss nicht abzusperren. Wer nicht zu Hause war wurde mit einem Handzettel auf die Präventionsmaßnahmen hingewiesen. Durch diese und weitere öffentlichkeitswirksame Maßnahmen soll das Gefahrenbewusstsein gestärkt und die Wachsamkeit der Bevölkerung gesteigert werden.
Der Gesamterfolg der BAO Feuer ist u. a. auf eine enge Zusammenarbeit aller Ämter der Ortspolizeibehörde Bremerhaven, der Polizei Bremen, der Feuerwehr Bremerhaven und der Staatsanwaltschaft Bremen - Zweigstelle Bremerhaven - zurückzuführen. Insbesondere in Zeiten akuten Personalmangels stellte die Aufgabe eine erhebliche Kraftanstrengung mit einer Vielzahl von Überstunden dar, wobei nicht nur die Mitarbeiter sondern auch die Behörde an ihre Belastungsgrenzen stießen.
Die Polizei richtet trotz aller Erfolge weiterhin ihren Appell an die Bevölkerung, besonders aufmerksam zu sein, verdächtige Personen oder Umstände sofort über den Notruf 110 zu melden und dafür Sorge zu tragen, dass keinem Unbefugten der Zugang zu Wohnhäusern ermöglicht wird.