Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2015

Die Ortspolizeibehörde Bremerhaven konnte auch im Jahr 2015 wieder mehr als jede zweite angezeigte Straftat aufklären (50,4%). Damit wurde das hohe Niveau der Aufklärungsquote auch im vergangenen Jahr gehalten.

Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten stieg mit 14091 Fällen gegenüber dem Vorjahr (12819) leicht an, Dieser Anstieg relativiert sich, da er zum Teil aus dem Überhang von Straftaten resultiert, die bereits im Jahr 2014 erfasst wurden, die Ermittlungen der Polizei aber erst im Jahr 2015 abgeschlossen und die Ergebnisse dann an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurden.

Ähnlich verhält es sich mit der Kriminalitätshäufigkeitszahl (Straftaten pro 100 000 Einwohner). Sie erhöhte sich in Bremerhaven im Jahr 2015 um 8,7 % auf 12796 Straftaten zu 11777 Taten im Vorjahr.

Im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2015 ergibt sich bei den angezeigten Straftaten, der Kriminalitätshäufigkeitszahl sowie der Aufklärungsquote weiterhin eine positive Bilanz gegenüber den Aufzeichnungen der Jahre davor. Den Spitzenwert aller erfassten Straftaten verzeichnete die Ortspolizeibehörde für das Jahr 1992, mit knapp 19 000 Fällen. Dennoch gibt die Polizei keine Entwarnung und erklärt, auch in den kommenden Jahren intensiv an diesem insgesamt positiven Trend weiterzuarbeiten.

Der Großteil der festgestellten Kriminalität in der Seestadt wurde, wie in den vergangenen Jahren auch, durch die Taten des einfachen und schweren Diebstahls bestimmt. Sie machten 47,6 % an der Gesamtkriminalität aus, was annähernd dem Wert des Vorjahres mit 47,8 % entspricht. Mit 11,9 % folgte der Betrug, 9,4 % waren Sachbeschädigungen. Körperverletzungen und Gewalttaten hatten einen Anteil von 4,3 %. Die festgestellten Verstöße im Bereich der Rauschgiftkriminalität lagen bei 4,4 %. Alle übrigen Straftaten nahmen noch einen Anteil von 22,4 % an der Gesamtkriminalität ein.

Diebstahlskriminalität (47,6%)

Die Zahl der Wohnungseinbrüche stieg im Vergleich zum Vorjahr von 497 auf 768 (54,5%) Fälle im Jahr 2015. Die Versuchsquote steigerte sich von 35 % auf 37,5 % - dieser Teilerfolg könnte ein Ergebnis der zahlreichen Präventionsmaßnahmen und Aufklärung durch die Polizei sein, die es den Einbrechern offenbar schwerer gemacht hat, ihr Ziel zu erreichen. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich lag bei 8,7 %.

Auch an dieser Stelle relativiert sich der gravierende Anstieg der Fallzahlen durch einen Überhang von 180 Fällen aus dem Vorjahr.

Ein weiteres Intensivieren der polizeilichen Maßnahmen führte in den ersten beiden Monaten in 2016 zu einer deutlichen und erfreulichen Senkung der Fallzahlen auf 73 Taten mit einer Versuchsquote von 46,5 %.

Der Wohnungseinbruchdiebstahl steht weiterhin als Schwerpunkt im Fokus der Polizei. Die Ortspolizeibehörde hatte bereits frühzeitig organisatorisch auf die zunehmende Zahl von Wohnungseinbrüchen reagiert und eine spezielle Ermittlungsgruppe eingerichtet. Es erfolgte eine regelmäßige Abstimmung mit ihren Kollegen in den umliegenden Landkreisen und die Präventionsmaßnahmen für dieses Phänomen wurden intensiviert. Dass die Bekämpfung der Einbruchskriminalität ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt, fand im politischen Raum Anerkennung und führte unter Vorsitz des Oberbürgermeisters Melf Grantz zum „Runden Tisch Einbruch“. Dieses Gremium beauftragte das Kriminologische Forschungsinstitut in Hannover (KFN) mit einer Studie bezüglich der Ursachen dieses Phänomens. Ein Teilergebnis dieser Studie wurde am 26.02.2016 mit der Kernaussage öffentlich vorgestellt, dass die Ortspolizeibehörde Bremerhaven ihre Maßnahmen im operativen und präventiven Bereich nahezu vollständig ausschöpft. Eine weitere Reduzierung der Einbruchszahlen ist nur durch ergänzende Maßnahmen im sozialen Bereich sowie durch Regelungen am Arbeitsmarkt zu erzielen.

Die Anzahl der Taschendiebstähle entwickelte sich von 142 Taten im Jahr 2014 um 24,6 % auf 177 im Jahr 2015. Erfreulich ist hier die Aufklärungsquote von 18,1 % (7,7% 2014). Übt der Täter bei der Begehung Gewalt aus, wird in einigen Fällen aus dem Diebstahl ein Raub. Beim Handtaschenraub sank die Fallzahl um 38,5 % von 13 Taten im Vorjahr auf 8 Fälle im Jahr 2015.

Im Bereich des Ladendiebstahls steigerten sich die Fallzahlen um 21,9 %, von 975 Straftaten im Jahr 2014 auf 1189 im Jahr 2015.

Die Anzahl der Fahrraddiebstähle konnte durch die andauernden Maßnahmen und Ermittlungserfolge der Polizei weiter gesenkt werden. Wurden 2014 noch 1209 Fahrräder gestohlen, so sanken die Fallzahlen im Jahr 2015 um 7,8 % auf 1115.

Bei der Straßenkriminalität wies die Statistik einen leichten Rückgang von 2989 Fällen im Jahr 2014 auf 2965 Taten im Jahr 2015 aus. Dabei blieben die Raubstraftaten mit 223 Fällen auf gleichem Niveau zum Vorjahr (224). Die Aufklärungsquote konnte deutlich von 42 % auf 51,1 % gesteigert werden. Gleiches gilt für Diebstähle an bzw. aus PKW. Hier konnte ein Rückgang der Fallzahlen um 11 % von 629 auf 560 Taten im Jahr 2015 verzeichnet werden. Der Diebstahl von PKW war mit 61 registrierten Fällen nahezu identisch zum Vorjahr. Die Zahl der Sachbeschädigungen stieg im Vergleich zum Vorjahr (1226) mit 1324 Taten um 8 % leicht an. In diesen Zahlen sind auch die Graffiti-Sprühereien enthalten, die von 160 auf 168 Fälle anstiegen.

Im Segment der Gewalttaten standen wie in den Vorjahren die Körperverletzungsdelikte mit 1377 Taten an der Spitze, was im Gegensatz zum Vorjahr (1227) ein Plus von 12,2 % ausmacht. Diese Steigerung resultiert bei der einfachen Körperverletzung aus einem Anstieg auf 990 Taten (im Vorjahr 902) sowie bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung von 275 auf 340 Fälle im Jahr 2015. Die Aufklärungsquote bei der einfachen Körperverletzung lag bei 91,8 % und bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen bei 79,1 %.

Im Jahr 2015 kam es zu einem vollendeten Tötungsdelikt und zu 11 weiteren Straftaten gegen das Leben (im Vorjahr 2/11). In diesen Fällen blieb es bei Versuchshandlungen.

Die Gewalthandlungen gegen Polizeibeamtinnen und –beamte haben sich gegenüber dem Vorjahr erheblich gesteigert. Waren es im Jahr 2014 noch 70 Übergriffe, weist die Statistik für das Jahr 2015 92 Straftaten für diesen Deliktsbereich auf. Das entspricht einem besorgniserregenden Plus an Aggressionspotential gegenüber dem Einsatzdienst von 31,4 %.

Die Betrugsdelikte stiegen im Vergleich zum Vorjahr (1445) insgesamt um 11,6 % auf 1679 angezeigte Taten. Die Aufklärungsquote betrug nahezu konstant 61,3 %. Der Warenbetrug entwickelte sich beispielsweise von 258 auf 367 Taten, was einer Steigerung von 14,2 % entspricht. Die Betrüger versprachen unter anderem ein bestimmtes Produkt und lieferten nicht oder einen Artikel von minderwertiger Qualität, um an das Geld des Bestellers zu kommen. Der Warenkreditbetrug nahm ebenfalls von 418 auf 444 Taten zu. Hier wird mit einer falschen E-Mail-Adresse oder falschen Personalien Ware bestellt, die Bezahlung unterbleibt.

Ein starker Anstieg ist bei der Cybercrime zu verzeichnen. Hierzu zählen beispielsweise die Fälschung von Daten, das Ausspähen von Daten oder der Betrug mittels rechtswidrig erlangter Debitkarten mit Pin. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Fallzahlen in diesem Deliktsbereich um 31 % von 201 auf 264 Taten. Insbesondere nahmen der Computerbetrug, die Computersabotage und das Ausspähen bzw. Abfangen von Daten zu.

Bei den Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SÄM) wurden mit 101 Taten auch im Jahr 2015 stetig steigende Fallzahlen zum Vorjahr (87) verzeichnet. Hier wurden überwiegend zu Betrugs- und Diebstahldelikte registriert.

Die Fallzahlen, bei denen die Polizei im Bereich der Rauschgiftkriminalität vorgehen musste, steigerten sich im Jahr 2015 auf 619 Taten im Vergleich zum Vorjahr mit 480 Taten. Das entspricht einem Zuwachs von 29 %. Die hohe Aufklärungsquote liegt wie in den Vorjahren bei 96,8 %. Das lässt sich darauf zurückführen, dass es sich in dieser Deliktsgruppe wesentlich um Kontrolldelikte handelt, die von der Polizei aufgedeckt werden und bei denen ein Tatverdächtiger bei fast jedem Verstoß festgestellt werden kann.

Im Jahr 2015 konnten insgesamt 4687 Tatverdächtige ermittelt werden. Dabei bildeten die Frauen einen Anteil von 1115 = 23,8 %. 75,2 % aller Tatverdächtigen waren Erwachsene unter 60 Jahren. Kinder hatten einen Anteil von 3,8 %, Jugendliche 6,6 % und Heranwachsende waren mit 9,0 % in der Statistik vertreten. Damit setzte sich der positive Trend weiter fort, dass der Anteil der Tatverdächtigen unter 21 Jahren stetig abnimmt.

Als Opfer waren in der Altersverteilung die Erwachsenen über 60 Jahre mit 4,8 % am wenigsten vertreten. Die große Masse der Opfer war mit 73 % in der Gruppe der unter 60-jährigen zu finden. Aber auch Kinder (6,7 %), Jugendliche (7,2 %) und Heranwachsende (8,1 %) mussten die Folgen einer Straftat erleiden.

Soweit möglich, wurden auch Schadenssummen in der Kriminalstatistik vermerkt, die 2015 durch die Straftaten entstanden waren. Die Gesamt-Schadenssumme beläuft sich auf 10,8 Millionen Euro (13,74 Mio. € im Vorjahr). Dabei bilden die Schäden nach Einbruchdiebstählen mit 4.967.216 den größten Anteil. Es folgt der Bereich der Wirtschaftskriminalität mit 2.546.371 € (4,03 Mio. € im Vorjahr).

 

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