Was ist, wenn ich Zeuge einer Straftat geworden bin?

Jeder kann im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen, dass eine Straftat vereitelt oder aufgehalten wird. Manchmal hilft schon ein lautes Wort oder eine kleine Geste, um den Täter einzuschüchtern und von seinem Vorhaben abzubringen. Wichtig ist auf jeden Fall eine umsichtige Reaktion: Niemand erwartet, dass Sie Ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen.

Wegsehen oder weglaufen ist keine Lösung: Suchen Sie Mitstreiter und verständigen Sie umgehend die Polizei. Achten Sie auf räumliche Distanz zum Täter und sprechen Sie das Opfer an: "Kommen Sie her zu uns, wir helfen Ihnen!" Greifen Sie ein und machen Sie klar, dass Gewalt keine Privatangelegenheit ist. Oft genug geschieht es am helllichten Tag und unter aller Augen. Mitten in der Fußgängerzone. Beim Einkaufen. Oder in einem Bus:
Ein Mensch wird bestohlen, beraubt, bedroht oder gar zusammengeschlagen. Viele haben es gesehen, doch die meisten wenden sich einfach ab. Dabei hätte Schlimmeres so einfach verhindert werden können – indem nämlich alle gemeinsam eingeschritten wären.
Warten Sie deshalb nicht darauf, dass „schon irgendjemand irgendetwas unternehmen” wird. Reagieren Sie – und machen Sie andere gezielt auf das Verbrechen aufmerksam. Einer direkten Ansprache kann sich niemand entziehen: „Sie, der Herr im Polo-Hemd, helfen Sie mir.” Appellieren Sie laut und deutlich an die umstehenden Personen: „Sie, die Dame mit dem Hut: Holen Sie die Polizei.” Wenden Sie sich an das Personal in öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine starke Gemeinschaft sorgt für ein zivilisiertes Zusammenleben und ein friedliches Miteinander.

Jedes Detail ist wichtig. Wie groß ist der Täter? Welche Haarfarbe hat er? Wie war er bekleidet? Welches Kennzeichen hatte das Fluchtauto mit dem er entkommen ist?
Verbrechen geschehen nicht selten in Bruchteilen von Sekunden: Die Täter schlagen zu und machen sich blitzschnell aus dem Staub, ohne dass Sie direkt eingreifen können.
Trotzdem ist Ihre Hilfe sehr wichtig: Sie haben die Szene aufmerksam beobachtet. Sie wissen, in welche Richtung die Täter entkommen sind. Und Sie haben sich Auffälligkeiten sofort notiert.
Oft sind es vermeintliche Nebensächlichkeiten, die am Ende den Ausschlag geben, dass ein Verbrechen aufgeklärt und der Täter überführt werden kann. Dabei ist die Polizei auf Ihre Unterstützung angewiesen: Ohne Ihre genaue Beschreibung kommen die Ermittlungen nicht voran. Melden Sie der Polizei deshalb alles, was Sie gesehen haben – möglichst detailliert.

Die Polizei ist viel unterwegs. Sie kann aber nicht überall sein. Nach einem Verbrechen zählt jede Sekunde:
Je schneller die Polizei informiert wird, desto besser können die Täter ermittelt werden. Gerade in der heutigen Zeit mit ihren modernen Kommunikationsmitteln ist eine zügige Verständigung sehr gut möglich:
Ein Handy dient nicht nur für private Gespräche – es kann auch helfen, Verbrechen aufzuklären. Wenn Sie selbst kein tragbares Telefon besitzen, fragen Sie einfach einen Passanten: Der Notruf 110 ist schnell gewählt. Und in einer Telefonzelle brauchen Sie dazu noch nicht einmal Münzen oder Karte: Ein Notruf ist gebührenfrei – auch vom Handy! Es entstehen keine weiteren Kosten, wenn die Polizei über Notruf verständigt wird!
Bei Ihrem Anruf kommt es darauf an, dass Sie der Polizei das Geschehen in wenigen Worten, aber dennoch umfassend schildern („Wer?”, „Was?”, „Wo?”, „Wann?”); bedenken Sie: Auch Vermutungen helfen uns bei der Ermittlungsarbeit oft einen großen Schritt weiter.

Erste Hilfe ist die beste Hilfe. Jedes Opfer muss sofort versorgt werden, denn oft kann jede Sekunde über Leben und Tod entscheiden. Kümmern Sie sich deshalb unverzüglich um verletzte Personen, allein schon die Ausrichtung in einer stabilen Seitenlage ist für das Opfer eminent wichtig. Maßgeblich ist nicht, ob Ihre Kleidung Schaden nehmen könnte: Im Notfall darf nur das Opfer für Sie wichtig sein. Alarmieren Sie den Rettungsdienst. Helfen kann jeder – auch wenn Sie es sich im ersten Augenblick womöglich nicht zutrauen.

Viele Täter kommen ohne Strafe davon, weil sich Zeugen nicht bei der Polizei melden. Sei es aus Angst, Zeitmangel oder einfach aus Bequemlichkeit. Verbrecher werden dadurch geradezu ermuntert, Ihre Straftaten fortzusetzen. Um derartigen Auswüchsen vorzubauen, ist die Polizei auf Ihre Hilfe angewiesen: Ohne Ihre genaue Beschreibung des Geschehens und des Täters ist seine Überführung nur sehr schwer möglich.